Endlich fand der Ellipsis Fachkongress für Unternehmensberatung Sachsen wieder statt. Am 25.05.2023 trafen sich Unternehmensberaterinnen und -berater sowie Unternehmer und deren Mitarbeiter im Hotel Chemnitzer Hof in Chemnitz, um an diesem ganztägigen Event teilzunehmen.
Um 9 Uhr erfolgte die offizielle Begrüßung durch die Moderatorin Uta Georgi und die Geschäftsführerin der Ellipsis GmbH, Sylvi Kunze.
Als erster Redner hielt Heinrich Hünting, Abteilungsleiter beim Sächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, einen Vortrag zum Thema "Perspektiven für Sachsens Wirtschaft". Die wirtschaftliche Entwicklung in Sachsen zeigt laut Hünting unterschiedliche Signale. Im Jahr 2022 verzeichnete die Region ein geringeres Wachstum als im Jahr davor, hauptsächlich aufgrund der Turbulenzen durch den Ukraine-Krieg. Für das Jahr 2023 kann eine leichte Rezession eintreten, bedingt durch hohe Inflation und Energieknappheit. Positive Signale kommen aus der Dienstleistungsbranche, die ihre Schwäche allmählich überwindet. Ähnlich positive Signale sind aus der Industrie zu vernehmen. Die Erwerbstätigenzahl wird voraussichtlich abnehmen. Hier müssen gemeinsam Anstrengungen unternommen werden, dieses Defizit auszugleichen und den Fachkräftemangel nicht noch intensiver wirken zu lassen. Die wirtschaftliche Entwicklung in Sachsen spiegelt größtenteils die gesamte Situation in Deutschland wider.
Anschließend informierte Arne Laß, Geschäftsführer der Bürgschaftsbank Sachsen GmbH und Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Sachsen mbH, über Aktuelles aus der BBS und MBG. Er stellte die Bürgschaftsbank und die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft vor und präsentierte die Konditionen der BBS sowie die Vorteile einer Bürgschaft. Zudem erläuterte er das risikogerechte Zinssystem der Förderinstitute und sprach über die Ansätze der MBG sowie den Technologiegründerfonds Sachsen.
Dr. Philippe Krajsic und Luisa Köhler vom Institut für Angewandte Informatik (InfAI) e.V. an der Universität Leipzig referierten im Anschluss zum Thema "KI – Potenziale und Voraussetzungen für den Einsatz in KMU". Sie beleuchteten hierzu verschiedene Aspekte wie Datenanalyse, Prozessoptimierung, Personalisierung und den Wettbewerbsvorteil durch KI. Zudem präsentierten sie KI-Strategien speziell für kleine und mittlere Unternehmen und gaben Einblicke in Anwendungsszenarien von KI. Des Weiteren diskutierten sie die Entwicklung von KI von der Forschung bis hin zum praktischen Einsatz und gaben KMUs eine KI-Checkliste an die Hand. Dabei spielten der Datenschutz im Allgemeinen und der europäische AI Act im Besonderen eine wichtige Rolle.
Vor der Mittagspause berichtete Pierre Beer, Geschäftsführer der GETT Gerätetechnik GmbH, praxisnah über "Nachhaltigkeitsprozesse in KMU". Er erklärte, warum Nachhaltigkeit auf jeder Unternehmensagenda stehen sollte und wie sie erfolgreich umgesetzt werden kann. Hierbei betrachtete er Nachhaltigkeitstreiber wie Finanzmärkte, das eigene Marktumfeld, Ressourcen, Natur, Gesellschaft und Regulierung. Zudem ging er auf den rechtlichen Rahmen und den digitalen Produktpass ein. Anhand von konkreten Beispielen wurden Einsparpotenziale aufgezeigt und die Umsetzung des digitalen Produktpasses bei der GETT vorgestellt. Er warnte vor Greenwashing und erklärte anhand von Vertiefungen in die FMD und den Energieverbrauch die Unterschiede zwischen Theorie und Praxis. Sein Ausblick betonte die Notwendigkeit des Umdenkens und die Einhaltung der 17 festgelegten Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.
Nach der Mittagspause schaffte es Isabell Neubert von Detecon Consulting mit dem Thema "Beratung im KI-Kontext: Zusammenarbeit oder Wettbewerb mit ChatGPT und Co.?" sehr kurzweilig und äußerst informativ dem üblichen Mittagstief keine Chance zu geben. Sie erläuterte, welche Aufgaben KI derzeit im Unternehmen übernehmen kann und betonte, dass Menschen, die KI nutzen, andere Menschen aufgrund höherer Produktivität ersetzen könnten. Sie sprach über die erforderlichen KI-Kenntnisse für Beraterinnen und Berater, um KI effektiv und verantwortungsvoll einzusetzen und deren Ergebnisse zu hinterfragen. Dabei wurden verschiedene Arten des Machine Learnings, Trainingsdaten, Modellevaluation sowie wichtige Algorithmen und Techniken behandelt. Die Bedeutung klarer und präziser Formulierungen und die Notwendigkeit eines Growth-Mindsets darf hierbei nicht unterschätzt werden. Das wichtige Fazit war, dass Unternehmensberatung ihre Aufgabe nicht an ChatGPT verliert. Allerdings sollten Juniorberater um ihre Position bangen, wenn sie größtenteils mit vorgelagerten Aufgaben betraut sind, die nun deutlich schneller und womöglich inhaltlich detaillierter „nebenher“ erledigt werden können. Die spezifische, auf das Unternehmen ausgerichtete Unternehmensberatung kann der KI-Ablösung zweifelsohne standhalten, wenn sie nicht einem "0815"-Muster“ folgt.
Ab halb 3 informierte Niels Gehrmann von der Sächsischen Aufbaubank - Förderbank über die Unterstützung mittelständischer Unternehmen im Freistaat Sachsen. Er stellte die SAB vor und sprach über zukunftsorientierte Themen der sächsischen Wirtschaft sowie das Förderinstrumentarium der SAB, darunter Zuschüsse, Kredite und Bürgschaften/Beteiligungen. Dabei erläterte er die verschiedenen Förderangebote des Freistaats Sachsen über die SAB sowie die neuen Fördersätze und Fördergebiete. Besondere Aufmerksamkeit galt den SAB-Sachsenkrediten für Investitionen und Betriebsmittel sowie den Förderprogrammen "Betriebsberatung/Coaching" und "Digitalisierung Zuschuss EFRE 2021 bis 2027".
Nach dem SAB-Vortrag fanden parallel zwei Kommunikations-Workshops statt. Im "Akquisitions-ABC – mit den richtigen Spielregeln zum Erfolg", geleitet von Oliver Zentgraf von der Vertriebskompass GmbH, ging er auf die grundlegenden Eigenschaften und Notwendigkeiten für eine erfolgreiche Akquisition von Beratungsprojekten ein. Dabei nannte er Vertrauen, Emotionen, Resilienz, Kreativität, Authentizität und andere Faktoren als unumgänglich für den Vertriebserfolg. Zudem hob Zentgraf hervor, dass das eigene Ziel des Gesprächs klar definiert sein muss und die richtige Taktik dafür entscheidend ist. Der Kunde muss verstanden und seine Sprache gesprochen werden. Der erste Eindruck spielt eine ebenso wichtige Rolle wie der Aufbau einer Beziehungsebene zu Beginn des Gesprächs. Er betonte, dass eine erfolgreiche Einwandbehandlung als Kaufsignal betrachtet werden kann. Zusammenfassend wurde deutlich, dass es nicht darum geht, das Produkt dem Kunden zu verkaufen, sondern darum, dass der Kunde das Produkt beim Verkäufer erwirbt.
Der zweite Workshop "Konflikt- und Gesprächskompetenz für Unternehmensberaterinnen und -berater" wurde von Katrin Dunker, Organisationsentwicklerin und Leadership Coach geleitet. In diesem widmete sie sich den Eigenschaften eines erfolgreichen Unternehmensberaters, wie z. B. Kommunikationsfähigkeit, Vertrauenswürdigkeit, Teamfähigkeit, Offenheit und Verbindlichkeit. Die Bedeutung der Beziehungsebene und des Vertrauens wurde auch hier betont, ebenso wie die fünf Stufen des Zuhörens und die Wichtigkeit einer klaren Haltung. Sie wies auf die Signale der Körpersprache hin und empfahl die 5 A Formel als Werkzeug für Transparenz und Verbindlichkeit. Ihr wichtiges Fazit war: "Frustration entsteht, wenn nicht kommunizierte Erwartungen nicht erfüllt werden."
Zum Abschluss des Fachkongresses präsentierten Sylvi Kunze, Silke Süße, Klara Welde, Jennifer Aigner und Steffen Spiegler Aktuelles aus dem eigenen Geschäftsbereich und gaben einen Ausblick auf zukünftige Veranstaltungen der Ellipsis GmbH.
Der diesjährige Fachkongress war ein voller Erfolg und bot den Teilnehmenden eine Vielzahl an informativen Vorträgen und Workshops. Die breitgefächerten Themenbereiche ermöglichten einen umfassenden Einblick in aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen der Unternehmensberatung in Sachsen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten ihr Wissen erweitern, knüpften neue Kontakte und nahmen wertvolle Impulse für ihre berufliche Praxis mit. Der Ellipsis Fachkongress wird auch zukünftig eine bedeutende Plattform für den Austausch und die Weiterbildung in der Branche sein. Am 13. September 2023 können Sie sich davon in Erfurt bei unserem Thüringer Fachkongress für Unternehmensberatung überzeugen.